Link zu Routenflug mit Google-Earth: Von Montefiascone nach Viterbo
Ich kam heute etwas spät aus den Federn. Erst kurz nach 09.00 Uhr
war ich auf der Piste. Es ging wieder rauf zur Rocca dei papi und auf
der anderen Seite hinunter. Es fand sich zu Beginn das „Monumento al pellegrino“
mit dem schönen Hinweis: „Vergiss die Schritte die du gemacht hast, erinnere
dich an die Spuren, die du hinterlassen hast.“
Ein letzter Blick auf den Bolsenasee.
Ein letzter Blick auf den Bolsenasee.
Regen war für den Nachmittag vorhergesagt. Es sah aber von
Beginn an schon ziemlich schlecht aus.
Und dann kam einer der Höhepunkte dieser dreiwöchigen Reise.
Die gepflasterten Straßen aus Basaltstein, die schon 2.000 Jahre alt sind.
Nicht zu glauben. Mein Großvater sagte ja schon immer: „Die Römer, die konnten Straßen
bauen.“ Vor 2.000 Jahren auf jeden Fall.Und ich muss sagen, es ging sich sehr gut auf diesem Pflaster, die ursprünglich achteckig waren. Es mag zwar kitschig klingen, aber ich musste einmal meine Hand auf so einen Stein legen und stellte mir vor, wie römische Legionen darüber marschiert waren.
Die Wolken wurden immer dunkler und mir schwante schlimmes,
dafür gab es fantastische Motive. Nun ja, sofern meine kleine Taschenkamera
damit nicht überfordert wurde.
In Montefiascone hatte bereits der Regen eingesetzt.
Mein Lieblingsbild bislang
Dann ging der Regen los. Als ich zu einem einsamen Gehöft kam,
holte ich mein Regenzeug raus. Der Landwirt hat mich aber gleich in seine
Garage reingeholt. Ich solle doch warten, bis der Regen vorübergezogen sei. Dieser Einladung
kam ich gerne nach. Für die nächsten 30 Minuten schenkte ich ihm meine unbeschränkte
Aufmerksamkeit, aber er sprach so schnell, so dass ich nur die
Hälfte verstand. Jedenfalls habe er schon mehrmals Begegnungen mit
Wildschweinen gehabt und habe deswegen einmal auf einen Baum klettern müssen. Mit den
Biestern sei nicht zu spaßen. Nachdem die Regenfront vorüber gezogen war, bedankte
ich mich per Handschlag bei ihm und machte mich wieder auf den Weg. Mille grazie a te.
Der Weg war furchtbar nass, schmutzig und rutschig. Mit den
Schuhen musste ich heute nicht mehr auf eine Tanzveranstaltung.
Plötzlich tanzte ein Hauch bezaubernden Aromas um meine Nase
herum. Unwiderstehlich zog mich der betörende Duft in seinen magischen Bann.
War es wirklich schon soweit? Tatsächlich, ich hatte mich nicht getäuscht. Ich
kam zu den Sergenti Termali. Zu den bekannten Schwefelbädern mit seinem Geruch
nach faulen Eiern.
Das Gelände war zwar umzäunt, aber ein Tor stand weit offen und da ging ich einfach hinein. Wie ich später erfuhr, ist eigentlich ein Eintritt zu bezahlen, da hatte ich wohl Glück heute.
Es waren 4 oder 5 Becken. Alle waren wunderbar warm, eines
sogar heiß. Es tummelten sich etwas 20 – 30 Personen darin herum. Einige Hasen
waren auch darunter, aber diesmal die zweibeinigen;-) Aber auch hier - wie bei den vierbeinigen - leider nur als kleine Punkte erkennbar (Tut mir leid Markus).Das Gelände war zwar umzäunt, aber ein Tor stand weit offen und da ging ich einfach hinein. Wie ich später erfuhr, ist eigentlich ein Eintritt zu bezahlen, da hatte ich wohl Glück heute.
Es ging ein kühler Wind und so beschränkte ich meinen Aufenthalt auf ein Fußbad. Außerdem war ich nicht scharf darauf, meine gestern gereinigten Sachen nun nach Schwefel riechen zu lassen. Auch wenn ich länger hätte bleiben können. Ich musste weiter.
Kurz vor Viterbo schloss ich auf das italienische Paar auf,
denen ich gestern die halbe Flasche EST EST EST gegeben habe. Durch die Porta Fiorentina gingen
wir gemeinsam bis ins Zentrum. Dort luden sie mich auf einen Cappuccino ein, bevor
wir uns verabschiedeten. Sie kommen aus Bologna und sind in Altopascio
gestartet. Sie werden morgen per Abkürzung zwei Etappen machen, weil sie am
Sonntag den Papst erleben wollen. Daher gab es gleich ein Abschiedsbild mit
Alberto und Ginzia.
Während dieses Gespräches kam ich auf eine deprimierende Tatsache drauf. Ich habe immer gesagt, dass ich etwa 600 km gehen werde. Da hat sich in meine Excel-Tabelle offensichtlich ein Fehler eingeschlichen. Es dürften nur etwa 400 km sein. Sorry für die Übertreibung.
Ich habe mich in einem B&B eingemietet. Das Bad teile
mich mit einem anderen Zimmer, aber bis zum Abend habe ich niemanden gesehen. Habe nun gleich meine Sachen gewaschen und meine
Schuhe auf Vordermann gebracht, mit denen ich heute noch in eine Trattoria
sollte.
Viterbo war im 12. und 13. Jahrhundert mehrfach der Papstsitz. Es kam hier auch zu mehreren Papstwahlen. Der Ausdruck Konklave stammt aus einer dieser Wahlen.
Bis in das Jahr 1273 wartete man 33 Monate lang auf ein Ergebnis. Bis es den Bürgern zu viel wurde. Ihr Volkshauptmann wurde gezwungen, das Gebäude zu verschließen. Um die Bischöfe noch weiter unter Zugzwang zu bringen, wurde dass Essen gekürzt und das Dach abgedeckt. Plötzlich ging es dann rasch voran und Gregor X. war neuer Papst. Das war also die Papstwahl "mit Schlüssel" oder auf Latein "cum clave" erreicht worden, die Bezeichnung für die Papstwahl ist geblieben.
Viterbo war im 12. und 13. Jahrhundert mehrfach der Papstsitz. Es kam hier auch zu mehreren Papstwahlen. Der Ausdruck Konklave stammt aus einer dieser Wahlen.
Bis in das Jahr 1273 wartete man 33 Monate lang auf ein Ergebnis. Bis es den Bürgern zu viel wurde. Ihr Volkshauptmann wurde gezwungen, das Gebäude zu verschließen. Um die Bischöfe noch weiter unter Zugzwang zu bringen, wurde dass Essen gekürzt und das Dach abgedeckt. Plötzlich ging es dann rasch voran und Gregor X. war neuer Papst. Das war also die Papstwahl "mit Schlüssel" oder auf Latein "cum clave" erreicht worden, die Bezeichnung für die Papstwahl ist geblieben.
Gerade als ich ausgetrunken hatte, spazierte Marc vorbei. Er hatte noch den selben Weg geplant wie ich. Nämlich zur früheren Papstresidenz. Die hatten wir schnell erreicht. Die Wege waren kürzer als es der Plan zu vermeinen scheinte. Vorher noch ein Blick auf etruskische Mauerreste. Wie spielte sich das Leben damals wohl ab?
Die frühere Papstresidenz.
Marc war so freundlich und hat mich festgehalten. Dafür sollte ich ihn fotografisch als den "Gegenpapst" festhalten. Ein belesener Mensch mit Sinn für Humor.
Anschließend waren wir gemeinsam essen. Wir waren zwar die einzigen Gäste und der Meinung, dass es hier ein Pilgermenü zu einem Fixpreis geben würde. Wir haben uns preislich aber ziemlich getäuscht. Aber sehr gut gegessen, wunderbar unterhalten und an nichts vermissen lassen.
Ich bin mal gespannt ob ich ihn noch treffen werde. Er ist sich über seine nächsten Tage noch unsicher. Jedenfalls ein gescheiter Mensch, der mir noch viel erzählen konnte.
Als ich in meine Unterkunft zurückfand - GPS sei Dank - schaute ich zu meinem Fenster hoch. Neben meiner Wäsche die auf der Leine hing, sah ich noch Frauenwäsche. Also war inzwischen noch jemand angereist. Ich habe eine Person gehört, aber niemand gesehen.
Gute Nacht.
Der heutige Saluto speciale geht an…
Meinen Haus- und Hofhistoriker Karlheinz B. Der hätte bei
den Basaltsteinen heute einen historischen Flashback bekommen.
Hallo Andi!
AntwortenLöschenHabe deinen Weg am Blog mit Spannung mit verfolgt. Deine Reise neigt sich langsam dem Ende zu. Ich muß sagen, Respekt, Respekt und nochmals Respekt. Ich wünsche, dass du deine Erwartungen und Ziele erreichen konntest. Jedenfalls wird das eine Nachhaltigkeit fürs Leben bringen. Alles Gute!,
Eugen
Vielen Dank für die netten Worte. Meine Erwartungen haben sich jedenfalls erfüllt.
LöschenAndi
Hallo Andi!
AntwortenLöschenDer Endspurt läuft. Genieße deine letzten "Kilometer" mit wunderschönen
Eindrücken der Natur und der Stille. Freue mich auf ein Wiedersehen.
Bis bald, deine urlaubsreife Frau ;)))))
Vielen Dank Lisi. Geht nicht mehr lange, dann sehen wir uns wíeder. LG Andi
LöschenHallo Andi, schöne Bilder und ein wirklich lesenswerter und toll gestalteter Blog. Hoffe, Du hast es auch nach Rom geschafft.
AntwortenLöschenHerzlich
Mark
Hallo Mark
AntwortenLöschenNatürlich ging es bis nach Rom. Du bist sicher auch dort angekommen. Hast du die zwei folgenden Etappen zusammengefasst?
Der Alltag hat mich wieder voll gepackt und ich träume gerne zurück an diese drei Wochen!
Gruß
Andi