Morgen ist es endlich soweit. Es geht los. Ich werde in den
nächsten etwa 3 Wochen von Lucca nach Rom marschieren. Wie es sich gehört mit dem
notwendigen Pilgergepäck: Wenig im Rucksack und viel im Herzen.
Ich bin so froh darüber, dass ich es kaum beschreiben kann.
Die vergangenen Jahre haben enorm viel Substanz verbraucht. So dass es
allerhöchste Zeit geworden ist mich aus dem Alltag auszuklinken.
Morgen in aller Frühe fahre ich mit dem Zug nach Lucca, das ich
in etwa 10 Stunden erreichen werde. Den nächsten Tag werde ich gleich einmal in
dieser wunderbaren Stadt verbringen und mich akklimatisieren bevor ich die Tour
starte. Die Stadt selbst verlangt natürlich ebenso ihre Aufmerksamkeit, der ich
mich nicht verweigern möchte.
Aber am Dienstag geht es dann richtig los. San Miniato, San
Gimignano, Siena, Monteriggioni usw. Die Namen selbst zergehen schon auf der
Zunge. Und ich habe das große Vergnügen, mich voll und ganz dieser Freude hinzugeben!
Was wird mich erwarten?
18 Gehtage und ein paar wenige Reservetage stehen zur
Verfügung. Einen dieser Tage erhält jedenfalls Siena, den Rest lasse ich auf
mich zukommen. Abschließend stehen jedenfalls zwei Tage in Rom zur Verfügung.
Der Rückflug ist für den 4.6. gebucht.
Ein paar Informationen zu meiner Wanderung:
Die Via Francigena oder der Frankenweg gilt als einer der
ältesten Pilgerwege. Dass alle Wege nach Rom führen ist ohnehin bekannt. „Omnes
viae romam perducunt“ ist der Leitspruch der VF.
Waren Jerusalem und Rom mit den Pilgergräbern von Paulus und
Petrus über lange Zeit DIE Pilgerziele schlechthin, geriet der Weg nach Rom,
nach der Entdeckung des Jakobusgrabes in Santiago di Compostella, ins
Hintertreffen. Auch politische Unruhen und die Gefahr von Überfällen trugen
dazu bei. Die VF selbst wurde erst wieder
so richtig bekannt, als in den 90er Jahren der Reisebericht des Bischofs
Sigeric aus Canterbury gefunden wurde. Er wanderte im Jahre 990 nach Rom um
seine Bischofsweihe zu erhalten und auf seinem Rückweg hatte er jene Ortschaften
schriftlich festgehalten, durch die ihn seine Reise brachte. So kam der Weg
wieder in Pilgerhände, respektive in Pilgerbeine. Von Canterbury bis Rom sind
es etwa 3 Monate, ich werde mich mit den letzten 600 Kilometern zufrieden
geben.
Mit Spannung habe ich in den vergangenen Jahren anderen
Berichten gelauscht, vornehmlich jenen über den Jakobsweg. Aber als italophiler
Mensch der ich nun mal bin, war für mich rasch klar, dass ich einen Weg in
Italien gehen werde. Ein gut beschilderter Weg, der noch nicht von Pilgermassen
überrannt wird. Und so kam ich bald auf die VF. Dass nun das Studium gänzlich
abgeschlossen ist und auch die berufliche Reform halbwegs unter Dach und Fach
ist, wird das Seinige dazu beitragen, dass ich mich diesem Erlebnis gänzlich
hingeben kann.
Ich habe mich bewusst dafür entschieden, alleine zu gehen. Meine
Familie hat mir im Vorfeld zugesichert, dass sie Verständnis für meine Reise
aufbringt und ich bin ihnen unendlich dankbar dafür, dass sie mir diese Freiheit
zugestanden haben. Und dann sollte ich natürlich nicht unerwähnt lassen, dass Lisi
und ich heute den 23. Hochzeitstag feiern und diesen Tag noch entsprechend
genießen werden.
Was sind meine Fragen für das Bevorstehende?
-
Werde ich froh sein, in Rom anzukommen? Oder
werde ich bedauern, nicht mehr weitergehen zu können?
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Wann kommt der erste Zweifel an der
Sinnhaftigkeit des Alleingehens? Ich tippe auf Tag 3.
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Wann werde ich mich an das tägliche Gehen
gewöhnt haben? Ich tippe auf Tag 6.
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Wird mich einer dieser italienischen
freilaufenden Hunde zerfleischen? Pfefferspray ist jedenfalls griffbereit
eingepackt.
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Werde ich das „Freigehen“ spürbar erleben und
wird sich das auch in die erwartete Erholung niederschlagen?
Der Rucksack ist gepackt. Das Gewicht liegt nach
verschiedenem Hin und Her nun bei ca 9 kg, ohne Getränke. Ich war selber
überrascht dass ich mit so wenig auskommen werde – zumindest hoffe ich, dass
meine Einschätzung richtig ist. Das bedeutet aber auch, dass das
Handwaschmittel regelmäßig seine Fähigkeit unter Beweis stellen muss.
Ihr werdet vermutlich jeden Abend oder am nächsten Morgen
einen Eintrag in diesem Blog finden. Wenn nicht, dann macht euch keine Sorgen.
Entweder bin ich hundemüde und schlafe schon oder ich habe mich scharfsinnig
dafür entschieden, den Abend lieber bei einem Glas Chianti Classico auf einer
Piazza zu verbringen und mich vom „dolcefarniente“
treiben zu lassen.
Ich hoffe, ich kann euch Daheimgebliebenen jeden Tag mit den
notwendigen Informationen versorgen und dem arbeitenden Volk ein bisschen an
meiner Freiheit teilhaben lassen.
Bis bald und Ciao.
Andi
Dieser Wimpel am Rucksack wird mich als Rompilger ausweisen. Und hoffentlich die eine oder andere freundliche Hilfe bescheren.
Anmerkung:
Einige Informationen werde ich aus folgenden Quellen
entnehmen, deren Lektüre ich zukünftigen VF-Pilgern getrost nahelegen kann.
Bode Jochen, Via
Francigena – Frankenweg; Eine Pilgerreise durch Mittelitalien.
Jostmann Christian,
Nach Rom zu Fuß.
Weinlich Edith A.,
Mein Pilgerweg nach Rom.
Hallo Andi,
AntwortenLöschenwir wünschen Dir einen guten Start in eine Reise mit vielen tollen Eindrücken, wunderbaren Momenten, guter Erholung und Füßen, die Dich nicht im Stich lassen. :-)
Liebe Grüße
Hubert und Ingrid
Ich wünsche dir eine schöne Reise, Andi. Und denk dran: Das sind keine Blasen. Das sind Außentanks...
AntwortenLöschenLG
Günther