Es wird farbig.
Kurz nach acht verließ ich meine Unterkunft in
Acquapendente. Das Hotel gehörte zwar nicht zur gehobenen Kategorie. Aber ich
möchte hier das Preis-Leistungsverhältnis erwähnen. Für das Zimmer, freie Wahl
aus der Menükarte zum Abendessen und dem obligatorisch italienischem
CD-Frühstück bezahlte ich nur € 40,-. Da muss man nichts mehr dazu sagen,
außer: Mille grazie.
Das Wort Acquapendente bedeutet übrigens „hängendes Wasser“,
das von den umliegenden Wasserfällen stammt. Mein Weg führte an Pilgerkirche
San Sepolcro vorbei, der ich unbedingt noch einen Besuch abstatten wollte. Als
erstes fiel mir auf, dass alle Weihwasserbecken ausgetrocknet waren!?
Ich suchte als einziger Gast die berühmte Krypta auf, in der
das heilige Grab nachgebildet sein soll. Die war verschlossen, aber ich wusste
bereits dass man einen Euro einwerfen muss, damit das Licht für 10 Minuten
angeht. Das tat ich auch in der Meinung, dass sich dann auch die Tür öffnet.
Nun ja. Das Licht dürfte eingegangen sein, aber die Tür blieb zu. Was soll ich
sagen. Sie haben mich nicht getäuscht, es stand nur was vom Licht, nichts von
der Tür!
Mir wollte schon ein schlimmes Wort über die Lippen
rutschen, bis ich mich entsann, dass ich mich in einer Kirche befand. Sehr
schade. Unter anderem sollen sich auch Steine aus der Gerichtshalle des Pontius
Pilatus aus Jerusalem in einem Schrein befinden. Eine Opfergabe hatte sich
damit erledigt.
Dazu fällt mir noch eines ein. Ich werde schon langsam als
der Pilger bekannt, der in Hotels schläft. Aber als Gegenargument möchte ich
erwähnen, dass sich die Pilger in den Herbergen nur selten bis gar nicht aus
religiösen Gründen dort aufhalten. Bislang konnte niemand etwas über die
Kirchen erzählen, außer ich. Interessiert hat es dann aber auch kaum jemanden. Daher
werde ich mich als „Hotelpilger“ um nichts schlechter fühlen als die Herbergspilger.
Kaum kam ich aus der Kirche raus, erblickte ich Regis und
Loulou. Ich schloss kurz vor einer Abzweigung auf die beiden auf. Sie hatten
beschlossen, den ersten Teil an der Via Cassia entlang zu gehen, um die Etappe
kürzer zu machen. Ich glaube, es wird langsam schwierig für die zwei.
Ich nahm die Umwege in Kauf und habe sie nicht bereut. Der
Weg führte durch große landwirtschaftlich betriebene Felder. Der Weg heute war
überhaupt wieder sehr schön. Aber ganz anders als in der Toskana. Wenig Hügel,
breite Wege.
Der Pecorino bereitet sich vor.
Von Weitem meinte ich eine geschnitzte Madonna zu erkennen.
Dann traf ich auf den ersten Kowalski, der sich gelassen
fotografieren ließ. Kein Wunder. Er ist das Blitzlichtgewitter gewöhnt. Es
handelte sich um Hubertus von Kowalski.
Später fand ich einen interessanten Stein, der so in etwa
darauf hinwies, dass Papst Giullio II. die Schweizer Eidgenossen am 21.6.1505 um Verstärkung seiner Armee durch 200 Männer angesucht habe. Unter der Führung von Kaspar
von Silenen begaben sich die Söldner auf den Weg. Sie überquerten die Alpen, kamen
durch die Toskana und traten am 22.1.1506 durch die Porta del Popolo (bitte
merken) in Rom ein. Das war die Geburtsstunde der berühmten Schweizergarde. So
ähnlich stand es jedenfalls auf dem Stein, sofern ich es verstanden habe. Die
Entsendung wurde übrigens unter der finanziellen Hilfe der vermögenden Fugger-Dynastie
ermöglicht, auf die ich in Bälde noch zurückkommen werde.
Was die gestrigen Ortschaften nicht verstanden haben;
Bolsena hat es verstanden. Die Wege waren teilweise neu ausgebaut worden und so
stellt man sich eine Begrüßung vor. Daher wird der Papa auch einen Tag länger
in Bolsena verbringen.
Heute war der Tag der Farben. Unterwegs traf ich meine
Franzosen die eine Pause machten. Mir war es aber zu früh und ich marschierte daher
weiter.
Anschließend fand ich leider wieder keinen geeigneten
Rastplatz und wartete daher nach etwa zwei Stunden am Ortseingang von Bolsena
auf die Beiden. Ich wollte mit ihnen heute unbedingt Abendessen gehen, weil wir uns
wahrscheinlich dann nicht mehr sehen werden.
Und wartete.
Und wartete.
Ich wartete eine Stunde und 40 Minuten. Sie kamen nicht. Ich
wusste nicht, wo sie abgegangen sind. Eigentlich wollten sie den zweiten Teil
der Weges im Original gehen.
Während meiner Wartezeit kam ein Mann auf mich zu. Wir kamen
ins Gespräch und es stellte sich heraus, dass er (auch) Carabiniere sei. So
wurde es noch ein interessantes Gespräch. Er rief seine Frau Christin an, die
gebürtige Nürnbergerin ist und Ferienhäuser um den Bolsenasee vermietet. Sie
wollte für mich eine Unterkunft im nächsten Ort finden. Aber mein Pilgerbudget
wollte ich nur sparsam verwenden. Doch wer einmal etwas am wunderschönen
Bolsenasee sucht, schaut rein unter www.ferienhaus-am-bolsenasee.com.
Ich ging in den Ort und traf einen Pilger aus Kanada.
Ich bat ihn, meine Telefonnummer den Franzosen zu geben, sollten sie in
derselben Unterkunft untergebracht sein, wie er. Wie ich später erfuhr, hatte er seine Unterkunft 2 km außerhalb der Ortschaft.
So ging ich in meine Unterkunft. Fast schon zu fein für
einen Pilger, aber ich habe das Zimmer relativ günstig bekommen. Zum Glück
sehen die Herbergspilger nicht, in welchem „Palast“ ich abgestiegen bin;-)
Ich ging am Abend noch in den Ort zum Essen und hoffte Regis und
Loulou zu finden. Ich spazierte durch den Ort und tatsächlich winkten sie mir
aus einem Lokal heraus zu. Es sollte halt doch so sein und es wäre zu schade
gewesen, wenn wir uns nicht offiziell verabschiedet hätten. Ich erzählte ihnen
von meiner Wartezeit, aber sie hatten eine falsche Abzweigung genommen und
waren bereits gegen drei in ihrer Unterkunft. Da habe ich noch eine ganze
Stunde umsonst gewartet. Was soll’s. Ich habe ja Zeit.
Ein lustiger Abend beendete unsere gemeinsame Reise. Regis
war wieder in Hochform. Gegen halb zehn mussten sie sich in Richtung Unterkunft
verabschieden. Wir tauschten unsere Telefonnummern aus. Sie haben versprochen mich
anzurufen, wenn sie in Rom angekommen sind. Regis sagte noch, dass er sich
wünschen würde, dass wir drei und Yvonne – das ist die Frau die in Aosta
losmarschiert war, ich aber nur kurz kennen gelernt habe - in Rom einen Abschlussabend feiern würden.
Ich glaube aber, dass sich das nicht ausgehen wird. Ich habe noch zwei Tage zur
Reserve übrig, aber es zieht mich noch nicht in diese große und sicherlich
laute Stadt Rom.
Zum Abschluss war ich noch am See und habe in ruhiger
Atmosphäre ein Abschlussbier genommen ehe ich in mein Hotel heimkehrte.
Mein heutiger Saluto speciale geht an…
Armin, Andrea, Elena und Jana. Es würde euch hier sicher
auch sehr gut gefallen. Ein running Gag in unserer Familie.
Ja, ich denke es würde uns tatsächlich da gut gefallen :-)
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