Sonntag, 25. Mai 2014

25.5.2014 – Tag 15 – Bolsena

Ich erschrak, als ich am Morgen auf die Uhr schaute. 09:20 Uhr! Was habe ich lange geschlafen.

Ich beeilte mich um noch ein Frühstück zu bekommen. Und welch Überraschung. Es gab ein „richtiges“ Frühstück mit Schinken und weichgekochtem Ei. Das wurde mir zum ersten Mal offeriert seit ich in Italien bin. Den zweiten Cappuccino ließ ich mir auf der Terrasse servieren, informierte mich über die nächste Etappe und buchte mein Zimmer für die morgige Nacht.
 
Dann ging es raus vor das Hotel und schon stand ich am See. Wunderschön. Ich machte einen kurzen Spaziergang, setzte mich ans Ufer und genoss die Ruhe. Es wurde heute 30 Grad warm.

Der Bolsenasee hat eine Tiefe von bis zu 400 Meter. Er entstand in einem Vulkankrater und ist nicht mit dem Meer verbunden. Trotzdem folgt er den Gezeiten bis zu 40 cm. Noch kein Geologe konnte dieses Rätsel bislang lösen. Die Isola Bisentina im See war lange Zeit Sommerresidenz der Päpste.





 
Anschließend besuchte ich die Altstadt. Unzählige kleine Gassen mit einem steilen Anstieg zur Borgo di Bolsena.

 
Eine Trattoria nach der anderen lädt zum Verweilen ein. La Tavernetta war gestern Abend mein Gastgeber, die ich gerne weiterempfehle.


 
Ein Spaziergang zur Borgo di Bolsena hoch.



 
Meine vergangenen und kommenden Etappen. Acquapendente – Bolsena – Montefiascone – Viterbo.





 
Schließlich suchte ich die Chiesa Santa Cristina auf. Aber leider war sie schon verschlossen. Warum ich unbedingt rein wollte? Darin fand das „Wunder von Bolsena“ statt. Im Jahre 1263 reiste ein Prager Priester nach Rom und feierte in dieser Kirche die heilige Messe. Dabei fing der Wein im Kelch an zu wallen und tropfte auf das Messgewand und den Fußboden. Die Tropfen stellten sich als Blutstropfen heraus. Papst Urban IV. befand sich gerade in Orvieto, nicht weit von Bolsena entfernt, und überzeugte sich selbst von diesem Wunder. Das Fronleichnamsfest wurde in Erinnerung an dieses Mirakel eingeführt. Im Vatikan ist ein berühmtes Bild von Rafael dieses „Wunder von Bolsena“ zu sehen. Vielleicht kann ich mir das noch ansehen.

Ihr müsst euch leider mit diesem Plakat zur 750-Jahres-Feier begnügen. Die Marmorplatte mit den Blutstropfen wird in diesem Behältnis verwahrt.


 
Ich habe erfahren, dass vor Kurzem ein ziemlich kräftiger Mann in einer Pilgerunterkunft San Quirico d’Orcia angekommen sei. Er habe sich in sein Bett gelegt, das unter ihm aber gleich zusammengekracht sei. Während einer Kaffeepause in Bolsena glaube ich diesen Mann gesehen zu haben. Nachdem wir in den nächsten Tagen voraussichtlich die gleichen Etappen vor uns haben, werden wir uns sicher noch begegnen. Aber eines ist jetzt schon klar. In mein Bett kommt der nicht rein.

Zu Mittag habe ich im schattigen Innenhof einer Trattoria eine Kleinigkeit gegessen. Ein bisschen künstlerisch angehaucht, nicht nur das Interieur, sondern auch die Gäste, als Lebenskünstler.
Nachdem ich mich heute Vormittag vergewissert hatte, dass eine Schiffsfahrt um 16.00 Uhr startet – ich wollte mich selbst davon überzeugen, wie so eine päpstliche Sommerresidenz aussieht - stand ich schon 30 Minuten früher am Hafen. Aber was war los? Die Abfahrt war kurzfristig auf 15.00 Uhr vorverlegt worden! Italienisch eben. Es war die Letzte für heute. Pech gehabt.
Nun stehen die letzten 7 Etappen vor mir. Ich freue mich wieder auf das Gehen und hoffe auf gutes Wetter. Heute Nachmittag regnete es leicht.

Der heutige Saluto speciale geht an…
Die kleine Tialda mit Caro und Sebastian. Ganz liebe Grüße an euch drei und ein Busserl für Tialda.

7 Kommentare:

  1. Ein schöner Ort zum Verweilen.

    Übrigens. Alles ging in den Koffer und ich werde ihn morgen nach Rom senden.

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  2. Ein wenig kann ich dich verstehen, dass du weiter gehen könntest, aber nur ein wenig, denn, wir freuen uns auf ein Wiedersehen. LG Lisi

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  3. Hallo Andi,
    ich habe gehört dass Du am liebsten weitergehen könntest / möchtest :-)
    Bedenke aber das Du ab Calabrien (Palizzi Marina) eine Badehose dabei haben solltest.
    Ab hier kannst du nur noch schwimmen.
    Lg markus + Gerlinde

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    1. Ihr solltet mich doch kennen! Habt ihr tatsächlich geglaubt, dass ich ohne Badehose nach Italien reise?

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  4. Lieber Andi,
    wir kennen uns nicht, aber ich nutze trotzdem das "Du", weil ich Deinen Weg sehr gespannt verfolge. Ich werde am 10.Juni in Siena starten und frue mich darauf, viele Dinge live zu erleben, die Du so schön, lustig oder ernst beschreiben hast. Ich bin auch einmal gespannt, wie ich mit Händen und Füßen, aber ohne italienisch so durchkomme... Beste Grüße und weiterhin buon camino
    Ansgar aus Bonn

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    1. Hallo Ansgar
      Ich wünsche dir alles Gute für den Weg. Er wird jedenfalls interessant werden.
      Andi

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  5. Hallo lieber Bruder, dein Bericht ist mir jeden Abend eine sehr willkommene Bettlektüre. Ich freu mich jedes Mal aufs Neue drauf. Leider kann man auf Iphone und Ipad keine Kommentare hinterlassen, deshalb sind sie so selten, weil ich eben meist darauf lese. Schön, dass es dir so gut geht. Geniesse es weiterhin. Wir denken viel an dich. Tialda hat sich sehr über das Bussi von Onkel Andi gefreut :-). Weiterhin alles Gute!!!

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