Samstag, 17. Mai 2014

17.5.2014 – Tag 7 – Von San Gimignano nach Strove

Link zu Routenflug mit Google-Earth: Von San Gimignano nach Monteriggioni
Ein schlechter Tag! Was sich zuerst als kleines Drücken am rechten Rist des Fußes bemerkbar machte, verlangte innerhalb von einer Stunde meine ganze Aufmerksamkeit. Zuerst habe ich mit der Schnürung herumprobiert, weil ich dachte, die Schuhzunge drückt. Ich bin schlussendlich mit halb offenem Schuh gegangen/gehumpelt. Inzwischen glaube ich, dass es sich um eine muskuläre Überbeanspruchung handelt, hervorgerufen durch das ungewohnte Abwärtsgehen.

Aber der Reihe nach. Ich habe schlecht geschlafen. Die Matratze war irgendwie schräg im Bett und ich hatte Probleme auf dem Bett zu bleiben. Das Frühstück war mehr als karg. Eine junge italienische Gruppe (ca 20 Jahre alt) grüßte nur ungern bis gar nicht zurück. Nur die älteren Begleiter waren da etwas aufgeschlossener.
Egal, ich nahm einen Kaffee aus dem Automaten, der im Frühstückspreis nicht inkludiert ist und aß eine Kleinigkeit. Ich werde in Zukunft wohl lieber ein paar Euro drauflegen und was Ordentliches nehmen. In San Gimignano kaufte ich noch eine Kleinigkeit zum Essen, denn unterwegs sollte heute keine Möglichkeiten geben.
Raus aus San Gimignano und rein in die Natur.
 


 
 Der Chianti braucht noch Zeit. Wünschen wir ihm das Allerbeste.
 
Anfänglich ging es noch halbwegs. Ich war gut drauf und schaute mir während des Gehens ein hübsches Agriturismo an und just in diesem Moment habe ich eine Abzweigung verpasst. Ich  bemerkte diesen Fehler zum Glück nach 5 – 10 min. Das GPS brachte mich wieder zurück auf die richtige Route. Dieses App ist ein Teufelszeug. Ich bin sehr froh darüber und verwende es immer wieder zur Kontrolle wenn ich mir unsicher bin, ob ich noch auf der richtigen Strecke bin.

 
 
Die Strecke selbst war wieder wunderschön, es ging zwei- oder dreimal über ein Flüsschen.


 
Dann überquerte der größte Wurm den ich je in meinem Leben gesehen habe, den Weg.

Später kamen zwei Burschen mit Mountainbikes die mich grüßten. Ich wurde überrascht und rief im ersten Moment: „Servus Ragazzi!“ Die beiden schauten mich groß an. Schließlich fiel mir ein, dass Servus auf lateinisch Sklave heißt. Das wird wohl nicht auf Italienisch ebenso heißen?
Hier die beiden Ragazzi auf der Flucht vor einem alemannischen Sklavenjäger.

 
Sklave heißt übrigens „schiavo“.

Nach einiger Zeit hörte ich laute Motoren dröhnen. Ich kam zu einer Straße auf der alle paar Minuten ein alter Sportwagen daher brauste und durch das Tal ewig lange seinen Lärm donnerte. Für manche wie mich auch als Musik zu bezeichnen. Leider überquerte ich nur die Straße und so war mir nur ein Fahrzeug zu sehen vergönnt. Die Autos gehören zur Mille Miglia die in diesen Tagen stattfindet.
 
Irgendwann kam ein Schild auf dem stand, dass in 40 min eine Möglichkeit sei, etwas zum Essen und Trinken zu kaufen. Ich verschob meine Rast die eigentlich schön langsam Zeit wurde. Ich überholte eine Gruppe von drei älteren Italienern, die von San Gimignano nach Bolsena laufen. Das Lokal kam auch nach 1 Stunde nicht.
Ich weiß ja, dass man in Italien auf Schlangen im Gras aufpassen muss. Aber trotzdem erschrak ich einigermaßen, als sich das Gras direkt neben mir auf einer Länge von ca 1 Meter in Bewegung setzte. Ich blieb stehen und ehe ich wusste was los war, schlängelte sich eine grün-bläuliche Schlange vor mir über den Weg und verschwand im Gebüsch.
 
Ich wollte euch noch von einer anderen Gruppe erzählen, die da sehr viel unterwegs ist. Sie sind etwas zurückhaltend und zeigen sich nicht gerne. Sie sind aber während des gesamten Weges zu bemerken. Ich nenne sie die Kowalski’s. Heute konnte ich endlich einen der Familie vor die Linse bekommen. Darf ich eines der Mitglieder vorstellen: Klaus-Dieter Kowalski.
 
Inzwischen mit starken Schmerzen kam ich endlich in Quartaia an. Ich war bereits mehr als 3 Stunden unterwegs. Die beiden jüngeren Franzosen, Michele und Ruth saßen schon seit 1 Stunde drinnen und ließen es sich gut gehen. Sie luden mich zu einem Kaffee ein und Ruth gab mir etwas Arnika-Öl für meinen Fuß. Die beiden gehen von Aula nach Assisi auf einem anderen Weg, der in diesem Gebiet der VF folgt. Hier die beiden Wegzeichen an gleicher Stelle. Ruth erklärte mir, dass die weiße Taube anzeige, in welche Richtung zu gehen sei.




Die beiden gingen vor mir los, ich blieb noch etwas sitzen. Die drei Italiener und ein deutsches Paar kamen auch noch vorbei. Schließlich ging ich mit anhaltenden Schmerzen weiter und konnte die schöne Gegend leider nicht so genießen.


 
Die grünen Felder der letzten drei Tage sind unglaublich. Im September sieht hier alles anders aus, nicht wieder zu erkennen. Dann ist alles trocken und in Brauntönen gehalten.
 
An einem Weiher waren Ruth und Michele ins Wasser gesprungen, sie wollten heute nicht so richtig vorwärts kommen. Aber natürlich haben sie Recht, die Gelegenheiten sind zu nützen sobald sie sich bieten. Ich hätte auch große Lust gehabt, aber ich wollte so schnell als möglich in Strove ankommen.

 
Ziel in Sicht.


Links das Korn, rechts der Wein. Die wichtigen Dinge. Brot und Wein.
 
Im romantischen Hotel dieses kleinen Ortes musste ich im Zimmer erst langsam zu mir kommen. Ich war ziemlich erschöpft. Dann habe ich einen Staubsauger ausgeliehen und die Schuhe entstaubt. Die sehen schon ziemlich mitgenommen aus.
Dann die Handwäsche. Das Wasser zeigt an, wie nötig es war.
Es ist wie bei den Cowboys. Zuerst wird das Pferd versorgt.

 
Zum Trocknen wird jeder Platz genützt.

 
Dann legte ich mich ins Bett, schaute die letzten 15 Kilometer des Giro an und anschließend schrieb ich den Blog. Ich habe noch das Essen aus San Gimignano dabei und werde daher nicht Abendessen gehen. Es gibt ohnehin nur ein Restaurant und das gehört zur gehobenen Gastronomie.

Ich war jetzt doch noch kurz im Ort, der in 5 min durchstreift werden kann. In einem kleinen Laden kaufte ich ein Bier das immerhin die vernünftige Größe von 0,66 Liter für einen durstigen Pilger hat und setzte mich als einziger Gast auf einen der Plastikstühle mit Blick in die Abendsonne. Sehr ruhig und angenehm. Es setzte sich schließlich ein ziemlich wilder Typ zu mir. Wir sprachen nur einen Satz miteinander. Entweder hat er einen außergewöhnlichen Dialekt und versteht auch das Schulitalienisch nicht ganz oder er tut sich mit seinen letzten zwei Zähnen beim Sprechen schwer.
Hier mein Hotel und Strove.




 
Das war’s für heute. Nun verbringen ich einen feinen Abend im Bett. Hoffentlich geht es morgen wieder besser.

Ach ja. Ich habe heute noch aus Australien und von Mario (nicht Luigi, wie ich der Meinung war) ein Email bekommen, die sich über die beiden Fotos gefreut haben.
Und die Reservierungsbestätigung für Siena in einem passablen Hotel für die nächsten zwei Nächte ist auch soeben reingekommen. Da gibt es einen Tag Pause. 

Der heutige Saluto speciale geht an...
Aller Leser meines Blogs. Schon mehr als 1.500 Seitenaufrufe. Ich bin überrascht und sehr erfreut.

Dann bis morgen.
Andi

5 Kommentare:

  1. Ich verfolge soeben wieder deine Wanderung und bin von den schönen Bildern beeindruckt!
    Lg aus Steyr, Walter

    AntwortenLöschen
  2. Da Sienna schon fast in Sichtweite ist und dort ein extra Tag eingeplant ist, dann verstehe ich es, dass du mit dem Fuß gleich weitergehst. Ein paar Pausen extra werden aber sicher nicht schaden. Toll, das mit den e-mail aus Australien und Mario

    A domani. Il tuo Fratello

    AntwortenLöschen
  3. Hallo Walter, freut mich, dass auch die Oberösterreicher dabei sind.
    Andi

    AntwortenLöschen
  4. Hallo Armin
    Danke. Es ging heute viel besser. Siehe später meinen Post.
    Tuo fratello (Herkömmliche Verwandtschaftsbezeichnungen im Singular werden ohne Artikel verwendet - Hat dir das "tua madre" noch nicht erklärt?

    AntwortenLöschen
  5. Alles Gute weiterhin. Hoffe der Fuß bessert sich...

    AntwortenLöschen