Sonntag, 25. Mai 2014

24.5.2014 – Tag 14 – Von Acquapendente nach Bolsena



Link zu Routenflug mit Google-Earth: Von Acquapendente nach Bolsena

Es wird farbig.
Kurz nach acht verließ ich meine Unterkunft in Acquapendente. Das Hotel gehörte zwar nicht zur gehobenen Kategorie. Aber ich möchte hier das Preis-Leistungsverhältnis erwähnen. Für das Zimmer, freie Wahl aus der Menükarte zum Abendessen und dem obligatorisch italienischem CD-Frühstück bezahlte ich nur € 40,-. Da muss man nichts mehr dazu sagen, außer: Mille grazie.
Das Wort Acquapendente bedeutet übrigens „hängendes Wasser“, das von den umliegenden Wasserfällen stammt. Mein Weg führte an Pilgerkirche San Sepolcro vorbei, der ich unbedingt noch einen Besuch abstatten wollte. Als erstes fiel mir auf, dass alle Weihwasserbecken ausgetrocknet waren!?
Ich suchte als einziger Gast die berühmte Krypta auf, in der das heilige Grab nachgebildet sein soll. Die war verschlossen, aber ich wusste bereits dass man einen Euro einwerfen muss, damit das Licht für 10 Minuten angeht. Das tat ich auch in der Meinung, dass sich dann auch die Tür öffnet. Nun ja. Das Licht dürfte eingegangen sein, aber die Tür blieb zu. Was soll ich sagen. Sie haben mich nicht getäuscht, es stand nur was vom Licht, nichts von der Tür!
Mir wollte schon ein schlimmes Wort über die Lippen rutschen, bis ich mich entsann, dass ich mich in einer Kirche befand. Sehr schade. Unter anderem sollen sich auch Steine aus der Gerichtshalle des Pontius Pilatus aus Jerusalem in einem Schrein befinden. Eine Opfergabe hatte sich damit erledigt.

 
 
 

Dazu fällt mir noch eines ein. Ich werde schon langsam als der Pilger bekannt, der in Hotels schläft. Aber als Gegenargument möchte ich erwähnen, dass sich die Pilger in den Herbergen nur selten bis gar nicht aus religiösen Gründen dort aufhalten. Bislang konnte niemand etwas über die Kirchen erzählen, außer ich. Interessiert hat es dann aber auch kaum jemanden. Daher werde ich mich als „Hotelpilger“ um nichts schlechter fühlen als die Herbergspilger.
Kaum kam ich aus der Kirche raus, erblickte ich Regis und Loulou. Ich schloss kurz vor einer Abzweigung auf die beiden auf. Sie hatten beschlossen, den ersten Teil an der Via Cassia entlang zu gehen, um die Etappe kürzer zu machen. Ich glaube, es wird langsam schwierig für die zwei.


 
Ich nahm die Umwege in Kauf und habe sie nicht bereut. Der Weg führte durch große landwirtschaftlich betriebene Felder. Der Weg heute war überhaupt wieder sehr schön. Aber ganz anders als in der Toskana. Wenig Hügel, breite Wege.

 
 

 
Der Pecorino bereitet sich vor.


 
Die Katze ließ sich nur schwer aus der Ruhe bringen. Dafür hatte ich die zweite ungute Begegnung mit zwei freilaufenden Hunden. Aber dieses viele Hundegebell auf dem Weg hat mich inzwischen abgehärtet. Das scheinen die zwei auch gemerkt zu haben und ich konnte sie einigermaßen locker abwehren.


 








Von Weitem meinte ich eine geschnitzte Madonna zu erkennen.


 
Auf dem zweiten Blick war es nur ein unachtsam weggeworfener Kartoffelsack. Die Geschichten spielen sich nun mal  im Kopf ab.


 

Dann traf ich auf den ersten Kowalski, der sich gelassen fotografieren ließ. Kein Wunder. Er ist das Blitzlichtgewitter gewöhnt. Es handelte sich um Hubertus von Kowalski.


 
In San Lorenzo gab es eine Pause auf dem Hauptplatz.
 


 
Und nur ein paar Meter weiter, tat sich dann doch etwas überraschend der Bolsenasee vor mir auf. Die Beschilderung war sehr schlecht. Ich nahm den Weg von meinem GPS und der Karte. Mit gespitzten Lippen pfiff ich ein lustig Lied, während ich runtersprang wie ein übermütiges junges  Geißböcklein. Nach einigen Minuten plötzlich zwei Schilder vor mir. „Proprieta privata“ und in knalligem Rot „Attenti di cane“. Die spitzen Lippen zogen sich am Mundwinkel nach unten und das Pfeifen verkümmerte zu einem Blubbern. Nach langem Hin und Her nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und schlich im Gras ganz vorsichtig durch das Grundstück, in der Hoffnung, dass niemand etwas von meinem Dasein bemerkt. Plötzlich ging die Haustür auf und ein Mann kam raus. Ich rief ihm eine Entschuldigung zu, ich wisse dass es sich um ein Privatgrundstück handle, ich sei Pilger auf der VF und die Tafel sei spät gekommen. Im selben Moment hörte ich zwei Hunde in unmittelbarer Nähe rasend werden. Mein Herz stand still oder es pochte so schnell, dass ich keinen Unterbruch mehr feststellen konnte, ich weiß es nicht. Aber glücklicherweise waren die Hunde angeleint, der Mann gab mir ein Zeichen mit der Hand und ich war null komma nix weg. Puh. Glück gehabt.

 

 
Später fand ich einen interessanten Stein, der so in etwa darauf hinwies, dass Papst Giullio II. die Schweizer Eidgenossen am 21.6.1505 um Verstärkung seiner Armee durch 200 Männer angesucht habe. Unter der Führung von Kaspar von Silenen begaben sich die Söldner auf den Weg. Sie überquerten die Alpen, kamen durch die Toskana und traten am 22.1.1506 durch die Porta del Popolo (bitte merken) in Rom ein. Das war die Geburtsstunde der berühmten Schweizergarde. So ähnlich stand es jedenfalls auf dem Stein, sofern ich es verstanden habe. Die Entsendung wurde übrigens unter der finanziellen Hilfe der vermögenden Fugger-Dynastie ermöglicht, auf die ich in Bälde noch zurückkommen werde.


 
Was die gestrigen Ortschaften nicht verstanden haben; Bolsena hat es verstanden. Die Wege waren teilweise neu ausgebaut worden und so stellt man sich eine Begrüßung vor. Daher wird der Papa auch einen Tag länger in Bolsena verbringen.

 

Heute war der Tag der Farben. Unterwegs traf ich meine Franzosen die eine Pause machten. Mir war es aber zu früh und ich marschierte daher weiter.

 
 
 
 
 
 
 
 

 
Anschließend fand ich leider wieder keinen geeigneten Rastplatz und wartete daher nach etwa zwei Stunden am Ortseingang von Bolsena auf die Beiden. Ich wollte mit ihnen heute unbedingt Abendessen gehen, weil wir uns wahrscheinlich dann nicht mehr sehen werden.


 Ich wartete.
 
Und wartete.
 
Und wartete.


 Und wartete.


 
Ich wartete eine Stunde und 40 Minuten. Sie kamen nicht. Ich wusste nicht, wo sie abgegangen sind. Eigentlich wollten sie den zweiten Teil der Weges im Original gehen.
Während meiner Wartezeit kam ein Mann auf mich zu. Wir kamen ins Gespräch und es stellte sich heraus, dass er (auch) Carabiniere sei. So wurde es noch ein interessantes Gespräch. Er rief seine Frau Christin an, die gebürtige Nürnbergerin ist und Ferienhäuser um den Bolsenasee vermietet. Sie wollte für mich eine Unterkunft im nächsten Ort finden. Aber mein Pilgerbudget wollte ich nur sparsam verwenden. Doch wer einmal etwas am wunderschönen Bolsenasee sucht, schaut rein unter www.ferienhaus-am-bolsenasee.com.
Ich ging in den Ort und traf einen Pilger aus Kanada. Ich bat ihn, meine Telefonnummer den Franzosen zu geben, sollten sie in derselben Unterkunft untergebracht sein, wie er. Wie ich später erfuhr, hatte er seine Unterkunft 2 km außerhalb der Ortschaft.



So ging ich in meine Unterkunft. Fast schon zu fein für einen Pilger, aber ich habe das Zimmer relativ günstig bekommen. Zum Glück sehen die Herbergspilger nicht, in welchem „Palast“ ich abgestiegen bin;-)

Ich ging am Abend noch in den Ort zum Essen und hoffte Regis und Loulou zu finden. Ich spazierte durch den Ort und tatsächlich winkten sie mir aus einem Lokal heraus zu. Es sollte halt doch so sein und es wäre zu schade gewesen, wenn wir uns nicht offiziell verabschiedet hätten. Ich erzählte ihnen von meiner Wartezeit, aber sie hatten eine falsche Abzweigung genommen und waren bereits gegen drei in ihrer Unterkunft. Da habe ich noch eine ganze Stunde umsonst gewartet. Was soll’s. Ich habe ja Zeit.
Ein lustiger Abend beendete unsere gemeinsame Reise. Regis war wieder in Hochform. Gegen halb zehn mussten sie sich in Richtung Unterkunft verabschieden. Wir tauschten unsere Telefonnummern aus. Sie haben versprochen mich anzurufen, wenn sie in Rom angekommen sind. Regis sagte noch, dass er sich wünschen würde, dass wir drei und Yvonne – das ist die Frau die in Aosta losmarschiert war, ich aber nur kurz kennen gelernt habe  - in Rom einen Abschlussabend feiern würden. Ich glaube aber, dass sich das nicht ausgehen wird. Ich habe noch zwei Tage zur Reserve übrig, aber es zieht mich noch nicht in diese große und sicherlich laute Stadt Rom.
Zum Abschluss war ich noch am See und habe in ruhiger Atmosphäre ein Abschlussbier genommen ehe ich in mein Hotel heimkehrte.


Mein heutiger Saluto speciale geht an…
Armin, Andrea, Elena und Jana. Es würde euch hier sicher auch sehr gut gefallen. Ein running Gag in unserer Familie.




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