Montag, 19. Mai 2014

19.5.2014 - Siena

Gestern Abend:

Mein Hotel ist für Pilger zuviel und für Touristen fast zu wenig. Der Vorteil in diesem Hotel (Hotel Moderno - Bitte nicht wörtlich nehmen) liegt zwar außerhalb des Zentrums. Aber es geht über 4 Rolltreppen fast direkt ins Zentrum. Ich fand ein gemütliches Lokal im Freien, obwohl jeder Platz innerhalb kürzester Zeit besetzt werden könnte und erhielt einen Vierer-Tisch für mich alleine. In dem Plastikstuhl (!) zurücklehnen, ohne Rucksack, das war phänomenal. Ich aß wunderbar al dente gekochte Picci mit einem Sugo aus Wildschein und dann noch eine Creme caramelle. Dazu einen Cafe und mein Platz war bald wieder frei.
Ich habe natürlich schon bemerkt, dass man in Italien gern gesehener Gast für das Essen ist, aber entweder man ist eine größere Gruppe, die ein paar Flaschen Wein konsumiert und die daher auch sitzen bleiben darf oder man gibt den Tisch bald wieder frei. Ich habe gelernt und die zweite Version befolgt. Anschließend flanierte ich Richtung Zentrum durch die schmalen Gassen und dann war ich wie perplex, als ich abbog und sich vor mir die Piazza del Campo auftat.

Die Bilder dazu von heute Vormittag können die besondere Abendstimmung natürlich nicht wiedergeben.





Unglaublich! So etwas muss man gesehen haben. Die Größe und die Beleuchtung und im Mittelpunkt der 104 Meter hohe Torre del Mangia. Der Name hat übrigens nichts mit dem Essen zu tun. Sondern mit einem Glöckner, der Mangiaguadagni hieß. Da staunt ihr, was? Ihr sollt ja auch etwas lernen. L:E:R:N:E:N!!! Oder glaubt ihr etwa, dass ich diesen Blog nur zu eurem Vergnügen schreibe? Wenn ich zurückkomme wird geprüft, also aufmerksam bleiben.
Ich habe mehrfach Bilder vom Palio gesehen, der zweimal im Jahr stattfindet. Das muss ein einmaliges Erlebnis sein. Ich hoffe, dass ich das auch noch erleben darf, mit ein paar guten Freunde wohlgemerkt.
Beim Palio kämpfen die 17 Stadtbezirke um ein Seidenband, den Palio. Die Pferde werden den Reitern zugelost. Sie reiten ohne Sattel und es kommt auf dem Pflaster zu vielen Stürzen, wodurch auch mal ein Außenseiter gewinnt. In der Mitte und rundherum stehen Tausende von Zuschauern. Diese Stimmung sollte man einmal erleben dürfen.
Rund um den Campo sind ca 15 Lokale. Eigentlich war ich müde, aber diese Atmosphäre wollte ich mir nicht nehmen lassen. Also nahm ich Platz und trank noch ein Glas Brunello di Montalcino. So lässt es sich richtig entspannen. Auch alleine fühlt man sich nicht so fehl am Platz, wie in einem Ristorante. Langsam gewöhne ich mich auch an diese Abende.
Gegen halb elf war ich im Bett und schlief so richtig aus; mit dem Wissen, dass ich heute wohl Tausend Fotos machen werde.

19.5.2014 - Siena

Nach dem Frühstück rein in das Getümmel. Als erstes noch einmal Richtung Campo.
Mein Weg führte an der Kirche San Francesco vorbei, die ich mir näher ansah. Eine imposante Größe. Doch die Kirchen in Siena stehen alle im Schatten der Kathedrale. Dafür konnte ich die Größe und Ruhe dieser Kirche ausnützen. Ein interessantes Detail: Im Jahr 1730 wurden 223 Hostien in ein Silbergefäß gegeben und noch in derselben Nacht gestohlen. Drei Tage später wurde es wieder gefunden. Danach wurde beschlossen, diese Hostien für Glaubensbezeugungen aufzubewahren. Im Jahre 1951 wurden die Hostien in ein Eck geleert und das Kristallgefäß mit Edelsteinen in dem sie verwahrt wurden, neuerlich gestohlen.
Die Hostien, die seit Jahrhunderten keine Verfallserscheinungen zeigen, außer jene durch die Freveltaten und die mehrfachen Untersuchungen durch Wissenschaftler, werden nun immer weiter verehrt. Leider fand ich das Gefäß nicht. Der Pfarrer (oder der Meßmer) sagte mir, dass sie nur am Donnerstag und Sonntag vorgezeigt werden. Schade.


Am Campo angekommen, beschloss ich, den Torre zu besteigen.



Hier geht's rein und da geht's rauf.





Von oben gibt es natürlich eine prächtige Aussicht. Die Bilder auf den Campo und in alle 4 Richtungen. Das letzte Bild zeigt meine morgige Richtung. Man sieht die besondere Färbung der Stadt. Ich hörte einen Mann auf dem Torre sagen, Florenz sei weiß und Siena sei rot. Nun ja, Siena ist bekannt für seine Farbe, aber es nennt sich "sienabraun".





 
Die Spitze.


Der Brunnen am Campo. Das untere Bild erinnerte mich an jene suchtgiftkranken Asiaten, die sich für den Entzug in ein Kloster begeben und täglich in aller Öffentlichkeit auf den Knien mehrere Liter Salzwasser trinken müssen, damit sie ihren Magen so richtig schön entleeren können. Mahlzeit.



In Siena bin ich das erste Mal untergebracht, in dem man mir sagte, dass das Wasser aus dem Wasserhahn nicht trinkbar sei. Aber am Campo habe ich für morgen schon meine Zapfstelle gefunden.
 

Eine Pause muss natürlich auch sein. Cappuccino...


Dann ging es Richtung Dom. Das Straßenschild zeigte mir den Weg.


Weil daneben gleich das Rathaus war, wollte ich noch schnell zum Bürgermeister, um mich über dir dreiminütige Verspätung des Busses von gestern zu beschweren. Er war aber gerade in einer Besprechung. Da hat er aber Glück gehabt, denn der hätte was von mir gehört. Ich war richtig sauer drauf (Für diejenigen die mich nicht kennen, das war natürlich ein Scherz).

Sollte ich mich da tatsächlich anstellen?
Natürlich. Ich ärgerte mich über einen Mann. Die ganzen Menschen aus allen Nationen der Welt stellten sich geduldig an, aber der konnte es mit seinem Minirucksack nicht erwarten. Grrrrrr.



Ich nahm gleich das Gesamtticket und sah mir alles an. Das dauerte aber auch den halben Tag.
Der dunkelgrüne Marmor gibt dem Dom eine ganz besondere Note.







Dazu ein Rundgang in die "Libreria Piccolomini".





Ein Höhepunkt ist die Krypta. Leider darf dort nicht fotografiert werden. Sie wurde 700 Jahre vergessen, bis sie im Jahre 1999 eher zufällig wieder gefunden wurde. Kaum zu glauben. Die Krypta wurde offensichtlich über eine langobardische Burg gebaut, wie die Ausgrabungen zeigen. Sie diente auch dazu, die Pilger der VF, die im gegenüberliegenden Hospiz "Santa Maria della Scala" aufgenommen wurden, durch die Wandbilder auf den Besuch in der Kathedrale vorzubereiten. Ich kann euch nur ein Bild von einem Prospekt zeigen. Darunter Santa Maria della Scala, in dem sich nun ein Museum befindet.

 

Eine ausgiebige Pause mit einem Meister seines Fachs, ehrlich. Ich - und da war ich nicht alleine - hätte ihm stundenlang zuhören können. Er steigerte sich aber mit seinem Körper so in seine Musik, dass er dann meinte, seine Kraft sei nun leider zu Ende.


Schließlich noch ein Blick in das Baptisterium, bevor auch meine Kraft langsam aber sicher zu Ende ging, die ich wieder auffrischte und zwar mit einem, was?
Richtig. Cappucino und ein Törtchen.



Schließlich wurden mir die Menschenmassen zu viel. Zurück in's Hotel. Vorbereiten auf morgen.



Für morgen ist meine bislang längste Strecke geplant. 33 Kilometer nach Buonconvento. Ich habe Respekt davor und werde etwas früher losgehen, als gestern. Ich habe auch einen Lokaltipp für den Abend und hoffe, dass dort morgen offen und Platz für mich sein wird.

Heute nochmal auf den Campo in das Lokal von gestern und heute. Da gehen auch die Einheimischen rein und so etwas ist immer ein gutes Zeichen.
Ich bin heute schon früh dran, aber ich wünsche euch jetzt schon gute Nacht. Vielleicht stelle ich in der Nacht noch kommentarlos ein Foto mit Abendstimmung rein.

Andi

6 Kommentare:

  1. Hallo Andi!! Schaut aus, als ob es dir gut geht. Schöne Bilder, sodass man grad neidig wird. Wenn ich aus dem Fenster schaue, sehe ich nur die Dächer von Wien :-(. mfg, Hasy.

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  2. Hey Alex
    Ich bin mir sicher, das wäre auch was für dich.
    Schöne Grüße nach Wien, hast es ja bald geschafft.
    LG
    Andi

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  3. Hallo Andi.
    Nachdem du nichts mehr über deinen Fuß schreibst, hoffe ich, dass er wieder in Ordnung ist. Viel Erfolg bei der extra langen Tour morgen.
    LG aus Wien

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    1. Der Fuß geht so langsam wieder, ich bin aber sehr vorsichtig. Du kannst dir gar nicht vorstellen, was an so einem Körper alles schmerzen kann. Werden wir alt?

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  4. Hallo andi, habe von armin deine seite erhalten ... hast ja eine tolle tour vor dir. Wünsche dir viel spass und eine gute zeit. Lg heike

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    1. Hallo Heike, schön dass du auch mit liest. LG an den Rest der Familie.

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