Sonntag, 1. Juni 2014

31.5.2014 – Tag 21 – Von Campagnano di Roma nach Isola Farnese

Link zu Routenflug mit Google-Earth: Von Campagnano nach La Storta

Zum gestrigen Hotel Benigni: Sollte man ein Einzelzimmer oder zu zweit ein Doppelzimmer kriegen, kann ich das Hotel weiterempfehlen. Ich bekam nur noch ein Doppelzimmer und musste daher den Gesamtpreis bezahlen. Ich war aber froh, überhaupt ein freies Bett zu finden. Jetzt am Wochenende wird der Ort von den Motorradfahrern ausgebucht. Ich weiß gar nicht, ob ich das gestern schon erzählt habe. Ganz in der Nähe ist eine Rennstrecke und das Brummen der Motoren hört man über Stunden.
Das Essen im Restaurant war sehr gut. Ich glaube, ich habe in diesem Restaurant bislang am besten gegessen. Also Daumen hoch.

 
Häh? Eine gegrillte Straße?
 


Kurz nachdem ich aus Campagnano rauskam, lief mir von einem Seitenweg eine Pilgerin in die Hände. Flavia kommt aus Rom, ist nun in Rente und wird Anfang Juni 800 km auf dem Jakobsweg gehen. Sie ist hier in der Heimat ihres Mannes um sich auf den Jakobsweg vorzubereiten. Ihre Kinder würden sie für verrückt erklären!!! Aber sie will endlich weg. Hotel Mama wird vorübergehend geschlossen;-). Wir gingen etwa eine Stunde gemeinsam bis sie zum Naturparadies Parco di Vejo abbog. Ich wollte lieber auf dem markierten Weg bleiben, überlegte mir aber, weshalb dieser Streckenabschnitt nicht in die VF mit aufgenommen wurde.
Ich bin nach etwa 2 Stunden in Formello "eingewandert". Ich kam zwar an zwei oder drei Bars vorbei, aber ich erkannte den Eingang in eine Altstadt und war der Meinung, dass dort sicher noch eine Piazza sei und dementsprechend auch eine Bar. Da hatte ich mich leider getäuscht. Plötzlich war ich am anderen Ende von Formello. Ich wollte nicht mehr zurückgehen. Daher verzichtete ich auf meine vielgeliebte CD, hatte aber  im Vorfeld gelesen dass nun einige schöne Rastplätze kommen sollen. Den erstbesten nahm ich gleich in Anspruch und verspeiste meine Jause.
 
Die Chiesa di San Lorenzo.



 
An einem hübschen Platz habe ich meine Wasservorräte aufgefüllt.



 
Weil hinter mir dunkle Wolken aufzogen, marschierte ich bald wieder los. Ich kann mich aber nicht erinnern, dass später noch ein Rastplatz gekommen wäre.

 
Nach einiger Zeit hörte ich schon von weitem Fußballer-Rufe und kam zur Trainingsstätte von Lazio Rom. Eine richtig große Anlage. 3 ältere Herren lugten an der einzigen Möglichkeit auf den Platz. Ich gesellte mich natürlich gleich dazu. Die Fußballer sahen mir noch recht jung aus. Die Männer erklärten mir, dies sei der „Frühling“ von Lazio. Diesen Ausdruck hatte ich bislang auch noch nicht gehört. Die guten Spieler seien schon in Brasilien. Ich wünschte ihnen viel Glück für die WM - und das meine ich ernst. Mein Tipp ist bella italia!!!



 

 
Und schließlich fing es doch an richtig grauslig zu werden. Da kam ein Wetter heran und zwar genau in meine Richtung.





La Storta konnte ich zwar schon sehen und Isola Farnese war 2 km vorher. Es ging sich aber nicht mehr aus. Ich war schlussendlich im Laufschritt unterwegs und suchte nach einem umgehenden Unterstellplatz. Ich sah an einer Anhöhe zwei, drei Häuser und hoffte, dass vielleicht eine Kirche oder etwas ähnliches dabei wäre. Leider nicht. Alles privat. Es musste jetzt aber schnell gehen, die ersten Tropfen schlugen auf dem verstaubten Boden ein. Neben einem Zaun, unter einem größeren Strauch stellte ich meinen Rucksack ab. Jacke anziehen und Regenjacke darüber. Regenhose anziehen. Dem Rucksack die Regenhülle drüber stulpen. Dann setzte ich mich auf den Rucksack, machte mich so klein wie möglich und spannte den Regenschirm über uns Kameraden drüber. Es schüttete wie aus Kübeln und hagelte für ca 5 Minuten. Blitze und Donner knallten runter. 4 Autos fuhren vorbei, die Fahrer schauten aber nur mitleidig raus. Auch von einem der Häuser kam ein Mann heraus, der schaute mich auch nur entgeistert an und fuhr mit seinem Fahrzeug weg. Ich habe das einmal schon anders erlebt.
 
 
 
Gibt es in so einem Moment einen schöneren Ort? Man sieht es mir an, ich kann mein Glück kaum fassen;-)
 


Nach 40 Minuten hellte es auf. Den Schirm versorgte ich, ging mitsamt der Regenausrüstung wieder zum Weg zurück und suchte nach der richtigen Route. Da handelte ich dann vielleicht etwas unüberlegt. Der Akku vom Handy war leer, da hat was bei der nächtlichen Aufladung nicht geklappt, daher gab es kein GPS. Die Beschriftung war eher unklar und auf der Karte war ich mir nicht ganz sicher. Ich wusste aber, dass es bald zu einer Furt runter gehen wird, von der man unter schlechten Umständen gewarnt wird. Nun ja, richtig günstig war es im Moment nicht. Aber allzu viel Wasser kann der Fluss Valchetta auch mitsamt diesem Schlagwetter jetzt auch nicht haben, dachte ich. Ich ging also den rutschigen Weg runter. Kurz vor dem Fluss legte es mich rückwärts nieder. Mit sauberen Kleidern würde ich daher nicht in meinem Hotel ankommen. Ich hatte Glück und die Steine über den Fluss lagen noch frei.

 
Ein gequältes Lächeln für den Fotografen rausgedrückt. Kurz danach legte ich eine prächtige Landung hin - als hätte ich es da schon gewusst.



 
Ich überquerte die Furt und auf der anderen Seite rasch hoch, der Schmutz wurde mehr. Ich fand mal einen Platz unter dem sich offenbar jemand vor dem Regen geschützt hatte. Und später immer wieder Schuhspuren, die mir schon seit einiger Zeit aufgefallen waren. Ich weiß ja nicht wo die anderen Pilger alle sind, aber einer ist jedenfalls seit Tagen vor mir unterwegs.
 

Als ich in Isola Farnese ankam, war ich schon ziemlich froh, weil es wieder zu gewittern begann.



Die Schuhe zog ich gleich vor dem Hotel aus. Eigentlich dachte ich, ich müsste bis Rom keine Handwäsche mehr machen, aber heute gab es einen Großauftrag.
Das Hotel ist das Einzige hier. Ich muss leider wieder für das gesamte Zimmer, also für zwei Personen, bezahlen. Ich war mir zuerst unsicher, ob ich nicht der einzige Gast bin, aber dann reisten ca 40 Personen an. Ok, dachte ich mir. Sei froh, dass du das Zimmer überhaupt bekommen hast, auch wenn es nun schon das vierte Raucherzimmer ist, das ich bezogen habe.
Das Ristorante dürfte nicht mehr bestehen, man schickte mich in ein anderes. Ich war der Meinung, dass jenes in meinem Hotel das einzige war. Welch Überraschung erwartete mich. Ich kam in ein großes Lokal, nahezu ausgebucht, voller Einheimischer. Und mittendrinnen etwa 10 Kinder, die italienischem Standard gemäß durch das Lokal stürmten und einen ordentlichen Radau machten. Mich störte es nicht, ebenso wenig die anderen Gäste. Das gehört zum italienischen Lifestyle einfach dazu. Und dann haben ein super Gitarrist und eine begnadete Sängerin das Lokal unterhalten Aber richtig gut, Voice of italy-gemäß. Nachdem ich seit drei Wochen nahezu jeden Abend alleine gegessen hatte, war es eine richtige Wohltat.

Die 3 Wochen taten mir gut und ich kenne meinen Platz zuhause, der da wieder ausgefüllt gehört.
Ich werde auch nicht stolz auf mein Ankommen sein. Als hätte ich eine besondere Leistung vollbracht. Rom war nie mein Ziel. Der Weg war das Ziel. Rom bezeichnet nur das Ende dieses Weges.
 
A domani
Andi
Der heutige Saluto speciale geht an...
Tante Moni. Denn ich weiß, dass sie meinen Blog ganz eifrig mitverfolgt und das freut mich. Schöne Grüße auch an Ariane, Betty, Ingrid, Hubert, Paloma und Laurin.

1 Kommentar:

  1. Lieber Andi,

    wir freuen uns für dich, dass du so eine tolle Wanderung erlebt hast. Vielen Dank für den interessanten Reisebericht, die wunderbaren Bilder und den Saluto speciale. Wir werden den Blog vermissen, haben uns schon daran gewöhnt. Genieße noch die Zeit in Rom.

    Wir freuen uns für Lisi, dass sie dich bald wieder in die Arme schließen kann.

    Liebe Grüße
    Ingrid

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