Dienstag, 3. Juni 2014

2.6.2014 - Tag 23 - Rom 1

Gestern Abend:

Ich konnte es mir nicht entgehen lassen, mich zu der nicht weit entfernten Piazza Navona zu begeben. Zwar hätte es eine Unzahl an Lokal bis dahin gegeben, aber es war für mich unmöglich, nicht an der Piazza Navona zu speisen. Das Bild täuscht. Es war der erste laue Sommerabend und das mit wolkenlosem Himmel.


Tausende Menschen, die sich vom Flair der Piazza einfangen ließen. Die Piazza selbst würde einen mehrseitigen Bericht verdienen.


Bernini in seiner gesamten Kraft. Der Vierströmebrunnen. Er bezeichnet die im 17. Jahrhundert bekannt gewesenen vier Erdteile mit den Flüssen Nil, Donau, Rio de la Plata und Ganges.

 
Der Mohrenbrunnen.

 
Die Kirche San Agnese steht an der Stelle, an der die heilige Agnese nackt an den Pranger gestellt wurde. Dabei sollen ihr die Haare gewachsen sein, um ihre Blöße zu bedecken.

 


Heute 2.6.2014:

Es gab ein wunderbares Frühstück. Für italienische Verhältnisse ganz ungewohnt. Ich war überrascht, dass so viele Menschen in diesem B&B übernachten. Es war die ganze Nacht sehr ruhig.

Hier noch zwei Bilder. Durch ein Tor geht es in den Hof, der mit Kunstwerken ausgestattet ist und auch als Parkplatz dient.



Der Lift ist noch vom alten Schlag mit Doppeltür und Schwingtür. Aber funktioniert ausgezeichnet und verleiht dem Haus einen gewissen Charme.


Ich hatte heute etwas Wichtiges zu erledigen. Ich hatte nämlich während meiner ganzen Reise ein kleines Sondergepäck dabei. Eine Kerze für Traudl und eine für Ludwig. Sie haben die 3 Wochen unbeschadet überstanden.




Ich hatte mir schon im Vorfeld überlegt, in welcher Kirche ich diese Kerzen anzünden soll. In den meisten Kirchen ist das gar nicht mehr möglich, wegen des Rußes. Ich hatte zwei Kirchen zur Auswahl und zur ersten ging es mit den Öffi's. Beim ersten Tabakladen wollte ich ein Ticket kaufen und war überrascht, dass der geschlossen hatte. Es war ja Montag. Bis ich drauf kam, dass heute italienischer Nationalfeiertag ist. Ich kam schließlich doch noch zu einem Ticket. Der Bus hielt vor der Piazza Venezia aber an und alle mussten aussteigen. Eine Durchfahrt war nicht möglich, weil eine Militärparade abgehalten wurde. Ich schaute dem Spektakel einige Zeit zu.



Mit der U-Bahn kam ich direkt zu meinem Ziel, zu einer der sieben Hauptkirchen Roms. Der Basilika San Paolo fuori le Mura (Sankt Paul vor den Mauern). Bevor die Peterskirche neu gebaut wurde, war sie die schönste und größte Kirche Roms. 1823 brannte sie leider ab. Sie wurde erneuert und 1840 neu eingeweiht. Die vierflügelige Säulenhalle entstand erst um die Jahrhundertwende.
In und um die Kirche herrscht erholsame Ruhe. Eine Wohltat neben dem ansonsten in Rom herrschenden Gewusel.






Für Traudl und Ludwig in stiller Andacht.

 
Vor einem Seitenaltar bestand diese Möglichkeit.



Seit dem 5. Jahrhundert ist es Brauch, dass jeder Papst in einer Art Medaillon in der Halle verewigt wird. Auf dem nächsten Bild unter anderem die goldene Leiste rund um die Säulenhalle.
Daraus entwickelte sich die Legende, dass die Welt untergehen würde, sobald kein Platz mehr zur Verfügung stünde. Der Platz wurde tatsächlich schon knapp, inzwischen wurden die Möglichkeiten erweitert. Wenn sich die Päpste also Zeit lassen, sollten wir das Weltenende nicht mehr erleben müssen. Hier Papst Benedikt, neben Papst Franziskus und einem von mehreren freien Plätzen.




Hinter dem Gitter sieht man einen Teil des Sarkophags des Apostel Paulus, der 2006 entdeckt wurde. Apostel Paulus wurde 67 n.Chr. außerhalb der Stadt enthauptet. Wo sich das Grab befand, wusste man vorher nur ungefähr. Eine "kleine" Sensation.


Nun mache ich es kurz. Ich wollte den Süden Roms, in dem ich mich aufhielt, abklappern und da waren:

Das Forum Romanum, auf dessen Öffnung ich noch mehr als 1 Stunde hätten warten sollen, was ich nicht wollte. Ich war nochmals um 14.00 Uhr dort. Aber an der Kassa ging es so langsam voran, dass ich den Besuch auf ein andermal verschob. Ich werde doch sicher ein zweites Mal nach Rom kommen. Gestern Abend hatte ich mich mit einem Tischnachbarn über Rom unterhalten, der diese Stadt schon mehrmals besucht hat. Wir kamen auf den Gedanken, um Rom richtig kennenzulernen, reichen weder Wochen noch Jahre. Es benötigt ein ganzes Leben.
Vor dem verschlossenen Forum Romanum wurde mir kleiner Einblick gewährt auf den Ort, der über Jahrhunderte das Zentrum Roms war und im Mittelalter mitsamt seinen Prachtbauten verfiel. Der Ort wurde über lange Zeit als eine Art Steinbruch für andere und weniger wichtige Bauten, sowie auch als Viehweide verwendet. Unglaublich!


Die Basaltpflasterumg dort hinauf kam mir schon bekannt vor. Ich glaube es war zwischen Viterbo und Vetralla, aber dort waren die Wegen in noch in besserem Zustand. Immerhin zweitausend Jahre alt. Die Römer, die konnten schon Straßen bauen, wie mein Opa schon sagte.


Blick zurück hinunter zum Colosseum. Es standen so viele Leute in Richtung Kassa an, die ich noch nicht mal sehen konnte. Ich verzichtete für heute. Ich komme ja wieder.




Die Cestiuspyramide.


Um 17.00 Uhr holte mich Wolfgang mit seinem Roller ab. Er schlug vor, dass wir zum Lido fahren. Wie meinte er das, zum Lido? Na, zum Meer eben.
So falsch waren meine geografischen Kenntnisse also. Ich hätte nie gedacht, dass Rom so nah am Meer liegt. Ich ließ mir das nicht zweimal sagen und stimmte zu.
Wir fuhren zuerst etwa 20 Minuten zu seinem Haus. Wolfgang hat im letzten Jahr einen Abschnitt des Franziskusweges absolviert und seine Frau ist im Moment für etwa einen Monat auf dem Jakobsweg unterwegs. Michael Jackson sang ja schon: "You are not alone". Wir holten ein paar Sachen ab und die zwei Söhne lernte ich auch noch kennen.
Hoffentlich überstehen die drei Männer die mehrwöchige Abwesenheit der Chefin.
Wolfgang und ich vor seinem Haus mit unserem Bekenntnis zu Michigan.


Dann fuhren wir noch etwa eine halbe Stunde bis ans Meer. Unterwegs fielen mir mehrere gut aussehende Frauen auf, die am Wegesrand standen. Wolfgang erzählte mir, dass die Frauen hier arbeiten würden.
Bei einer besonders hübschen Frau meinte er, dass diese ein Mann sei. Das konnte ich nun mal gar nicht verstehen. Und was mir bis jetzt noch gänzlich unklar ist, was arbeiten die?
Jedenfalls stand ich plötzlich am Meer. Das Wasser war für meine Begriffe eiskalt. Es war auch kein Mensch im Wasser.

 
Ein gemütliches Bier in der Abendsonne. Es war traumhaft und eine super Idee von Wolfgang. Vielen Dank.


Wir waren anschließend noch in einem Strandrestaurant Fisch essen. Leider habe ich nicht mehr daran gedacht ein Foto zu machen. Aber wir aßen sehr gut.

Bei der Rückfahrt wurde es unangenehm kühl. Wir trafen wieder einige dieser Frauen mit dem seltsamen Beruf am Straßenrand. Eine dieser Damen davon öffnete kurz ihren Mantel. Wahrscheinlich habe ich mich wegen des Helmvisieres geirrt, denn ansonsten wäre ich der Meinung gewesen, dass sie darunter nichts anhatte und irgendwie männlich aussah. Hm. Ich kenn mich jetzt langsam gar nicht mehr aus.

Wolfgang fuhr mich wieder nach Rom zurück und lud mich ein, morgen in seinem Haus zu übernachten, dann würde er mich am nächsten Morgen zum Flughafen fahren. Damit werden vier Männer in diesem Haus sein, ohne matriarchalische Führung. Ob wir das überstehen?
Die Einladung ist natürlich eine super Sache! Nun muss ich das morgen nur noch meinen Unterkunftgebern beibringen, die eine ausgesprochen freundliche Familie sind. Ich habe direkt ein schlechtes Gewissen, nachdem sie mich so überaus freundlich behandelt haben.

Nach meiner Ankunft in Rom und dem Wissen um meinen letzten Abend in der ewigen Stadt ging ich noch ein paar Schritte in die kleinen Gassen. In einem netten Ristorante setzte ich mich an einen Tisch im Freien und versuchte ein letzten Mal das abendliche römische Flair aufzusaugen.

Morgen noch ein paar Sehenswürdigkeiten. Zeitlich geht sich die Abholung meines offiziellen Pilgerzertifikates nicht mehr aus. Aber das ist nicht so schlimm. Ich habe es für mich getan und ich habe die Erholung erhalten und die Erfahrungen gemacht. Das reicht aus.
Übrigens soll es am Petersdom ein Pilgerbüro geben. Aber die Fußpilger sollen dort ziemlich rasch hinauskomplimentiert werden, das Büro sei nur für Großgruppen in Reisebussen etc. Tja, das Pilgertum hat sich doch etwas gewandelt.
Es gibt eine Sakristei, die ab 16.00 Uhr für die Fußpilger geöffnet ist, für denjenigen die danach fragen sollten.

Der heutige Saluto speciale geht ...
... nach oben. An Traudl und Ludwig.

Bis morgen
Andi

6 Kommentare:

  1. Lieber Andi,
    vielen Dank für deine Idee, Geste, Gedanken, Worte und und und....an Mama und Onkel Ludwig. Ingrid und mich hat es sehr berührt und gleichzeitig auch sehr gefreut, dass unsere Lieben in solchen Momenten in unseren (deinem) Herzen sind.
    Freue mich dich morgen wieder zu sehen und wünsche dir heute einen schönen Abschluß in Rom.
    LG Lisi

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    1. Ich freue mich auch schon auf morgen. Bis bald.

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  2. Hallo Andi, ich bin sehr ergriffen und tief berührt. Danke. Danke Danke. Ingrid

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  3. Danke für die Geste und dass Du das gemacht hast - Bx

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