Zum gestrigen Hotel Benigni: Sollte man ein Einzelzimmer oder
zu zweit ein Doppelzimmer kriegen, kann ich das Hotel weiterempfehlen. Ich bekam
nur noch ein Doppelzimmer und musste daher den Gesamtpreis bezahlen. Ich war
aber froh, überhaupt ein freies Bett zu finden. Jetzt am Wochenende wird der
Ort von den Motorradfahrern ausgebucht. Ich weiß gar nicht, ob ich das gestern
schon erzählt habe. Ganz in der Nähe ist eine Rennstrecke und das Brummen der Motoren hört
man über Stunden.
Das Essen im Restaurant war sehr gut. Ich glaube, ich habe in
diesem Restaurant bislang am besten gegessen. Also Daumen hoch.
Kurz nachdem ich aus Campagnano rauskam, lief mir von einem
Seitenweg eine Pilgerin in die Hände. Flavia kommt aus Rom, ist nun in Rente
und wird Anfang Juni 800 km auf dem Jakobsweg gehen. Sie ist hier in der Heimat
ihres Mannes um sich auf den Jakobsweg vorzubereiten. Ihre Kinder würden sie
für verrückt erklären!!! Aber sie will endlich weg. Hotel Mama wird vorübergehend
geschlossen;-). Wir gingen etwa eine Stunde gemeinsam bis sie zum Naturparadies Parco
di Vejo abbog. Ich wollte lieber auf dem markierten Weg bleiben, überlegte mir
aber, weshalb dieser Streckenabschnitt nicht in die VF mit aufgenommen wurde.
Ich bin nach etwa 2 Stunden in Formello "eingewandert". Ich kam zwar an
zwei oder drei Bars vorbei, aber ich erkannte den Eingang in eine Altstadt und
war der Meinung, dass dort sicher noch eine Piazza sei und dementsprechend auch
eine Bar. Da hatte ich mich leider getäuscht. Plötzlich war ich am anderen Ende
von Formello. Ich wollte nicht mehr zurückgehen. Daher verzichtete ich auf
meine vielgeliebte CD, hatte aber im Vorfeld gelesen dass nun einige schöne Rastplätze
kommen sollen. Den erstbesten nahm ich gleich in Anspruch und verspeiste meine
Jause.
Die Chiesa di San Lorenzo.
An einem hübschen Platz habe ich meine Wasservorräte aufgefüllt.
Weil hinter mir dunkle Wolken aufzogen, marschierte ich bald wieder los.
Ich kann mich aber nicht erinnern, dass später noch ein Rastplatz gekommen wäre.
Und schließlich fing es doch an richtig grauslig zu werden. Da kam ein Wetter heran und zwar genau in meine Richtung.
La Storta konnte ich zwar schon sehen und Isola Farnese war 2 km vorher. Es ging sich aber nicht mehr aus. Ich war schlussendlich im Laufschritt unterwegs und suchte nach einem umgehenden Unterstellplatz. Ich sah an einer Anhöhe zwei, drei Häuser und hoffte, dass vielleicht eine Kirche oder etwas ähnliches dabei wäre. Leider nicht. Alles privat. Es musste jetzt aber schnell gehen, die ersten Tropfen schlugen auf dem verstaubten Boden ein. Neben einem Zaun, unter einem größeren Strauch stellte ich meinen Rucksack ab. Jacke anziehen und Regenjacke darüber. Regenhose anziehen. Dem Rucksack die Regenhülle drüber stulpen. Dann setzte ich mich auf den Rucksack, machte mich so klein wie möglich und spannte den Regenschirm über uns Kameraden drüber. Es schüttete wie aus Kübeln und hagelte für ca 5 Minuten. Blitze und Donner knallten runter. 4 Autos fuhren vorbei, die Fahrer schauten aber nur mitleidig raus. Auch von einem der Häuser kam ein Mann heraus, der schaute mich auch nur entgeistert an und fuhr mit seinem Fahrzeug weg. Ich habe das einmal schon anders erlebt.
Gibt es in so einem Moment einen schöneren Ort? Man sieht es mir an, ich kann mein Glück kaum fassen;-)
Nach 40 Minuten hellte es auf. Den Schirm versorgte ich,
ging mitsamt der Regenausrüstung wieder zum Weg zurück und suchte nach der
richtigen Route. Da handelte ich dann vielleicht etwas unüberlegt. Der Akku vom
Handy war leer, da hat was bei der nächtlichen Aufladung nicht geklappt, daher
gab es kein GPS. Die Beschriftung war eher unklar und auf der Karte war ich mir
nicht ganz sicher. Ich wusste aber, dass es bald zu einer Furt runter gehen
wird, von der man unter schlechten Umständen gewarnt wird. Nun ja, richtig günstig
war es im Moment nicht. Aber allzu viel Wasser kann der Fluss Valchetta auch
mitsamt diesem Schlagwetter jetzt auch nicht haben, dachte ich. Ich ging also den
rutschigen Weg runter. Kurz vor dem Fluss legte es mich rückwärts nieder. Mit sauberen
Kleidern würde ich daher nicht in meinem Hotel ankommen. Ich hatte Glück und
die Steine über den Fluss lagen noch frei.
Ein gequältes Lächeln für den Fotografen rausgedrückt. Kurz danach legte ich eine prächtige Landung hin - als hätte ich es da schon gewusst.
Als ich in Isola Farnese ankam, war ich schon ziemlich froh, weil es wieder zu gewittern begann.
Die Schuhe zog ich gleich vor dem Hotel aus. Eigentlich
dachte ich, ich müsste bis Rom keine Handwäsche mehr machen, aber heute gab es einen
Großauftrag.
Das Hotel ist das Einzige hier. Ich muss leider wieder für das
gesamte Zimmer, also für zwei Personen, bezahlen. Ich war mir zuerst unsicher, ob ich nicht der einzige Gast bin, aber dann reisten ca 40 Personen an. Ok, dachte ich mir. Sei froh, dass du das Zimmer überhaupt bekommen hast, auch
wenn es nun schon das vierte Raucherzimmer ist, das ich bezogen habe.Das Ristorante dürfte nicht mehr bestehen, man schickte mich in ein anderes. Ich war der Meinung, dass jenes in meinem Hotel das einzige war. Welch Überraschung erwartete mich. Ich kam in ein großes Lokal, nahezu ausgebucht, voller Einheimischer. Und mittendrinnen etwa 10 Kinder, die italienischem Standard gemäß durch das Lokal stürmten und einen ordentlichen Radau machten. Mich störte es nicht, ebenso wenig die anderen Gäste. Das gehört zum italienischen Lifestyle einfach dazu. Und dann haben ein super Gitarrist und eine begnadete Sängerin das Lokal unterhalten Aber richtig gut, Voice of italy-gemäß. Nachdem ich seit drei Wochen nahezu jeden Abend alleine gegessen hatte, war es eine richtige Wohltat.
Die 3 Wochen taten mir gut und ich kenne meinen Platz zuhause, der da wieder ausgefüllt gehört.
Ich werde auch nicht stolz auf mein Ankommen sein. Als hätte ich eine besondere Leistung vollbracht. Rom war nie mein Ziel. Der Weg war das Ziel. Rom bezeichnet nur das Ende dieses Weges.
A domani
Andi
Der heutige Saluto speciale geht an...
Tante Moni. Denn ich weiß, dass sie meinen Blog ganz eifrig mitverfolgt und das freut mich. Schöne Grüße auch an Ariane, Betty, Ingrid, Hubert, Paloma und Laurin.
Lieber Andi,
AntwortenLöschenwir freuen uns für dich, dass du so eine tolle Wanderung erlebt hast. Vielen Dank für den interessanten Reisebericht, die wunderbaren Bilder und den Saluto speciale. Wir werden den Blog vermissen, haben uns schon daran gewöhnt. Genieße noch die Zeit in Rom.
Wir freuen uns für Lisi, dass sie dich bald wieder in die Arme schließen kann.
Liebe Grüße
Ingrid